Neue lichttechnische Inszenierung der Hermannshöhle in Rübeland (Harz)
Neue lichttechnische Inszenierung der Hermannshöhle in Rübeland (Harz).
15 Jahre vom Anfang bis zum Ende.
Teil 1: Hermannshöhle Rübeland, Informationen.
Teil 2: Vorgeschichte, erste Schritte.
Teil 1: Hermannshöhle Rübeland, Informationen.
Schauhöhle seit: 1890
Die Gesamtlänge des Schauhöhlenteils: 750,00 Meter
Besucherzahlen: ca. 80.000 im Jahr
Die Höhle entstand im Devon-Kalk des Elbingeröder Komplexes in Verbindung mit der Ausbildung des Bodetals. Sie wurde am 28. Juni 1866 durch den aus Neuwerk stammenden Wegeaufseher Wilhelm Angerstein (Spitzname: Sechserding) beim Räumen von Schutt- und Geröllmassen auf der Bergseite der Hasselfelder Straße entdeckt.
Andere Quellen und Zeitzeugen deuten darauf hin, dass der Rübeländer Fritz Sorge die Höhle bereits vor Angerstein kannte und den engen Zugang freigelegt hatte.
Schon am darauf folgenden Tag war der freigelegte Eingang mit einer Tür versehen. Am 1. Mai 1890 wurde die Höhle für den Besucherverkehr freigegeben.
Durch ihren frühen Verschluss ist der reiche Tropfsteinschmuck noch weitgehend erhalten. Bekannt geworden ist die Höhle unter anderem für die zahlreichen Knochenfunde des Höhlenbären. Umfangreich erforscht wurde die Höhle von Johan Herman Kloos, Robert Nehring (1888) und Friedrich Stolberg (1932). Während der zahlreichen Forschungen seit 1970 wurden eine Vielzahl unbekannter Hohlräume entdeckt und vermessen.
Die Hermannshöhle ist für ihre Grottenolme bekannt. 5 aus Istrien stammende Exemplare wurden von dort 1932 auf Veranlassung des Rübeländer Höhlendirektors Bernhard Lange und des Geologen Dr. Walter Biese nach Rübeland umgesiedelt. Zu Schauzwecken setzte man diese in einem künstlichen Höhlengewässer („Olmensee“) aus, das eine Tiefe von rund 80 Zentimetern und eine permanente Wassertemperatur von 7 °C aufweist.
Die Tiere stammten aus der Adelsberger Grotte im slowenischen Postojna.
1956 erhielt das Rübeländer Höhlenforscher-Ehepaar Wolfgang und Ingeburg Reichel in der Adelsberger Grotte/Postojnska Jama Sloweniens weitere 13 Grottenolme und transportierte diese nach Rübeland; dort zunächst in eine kleine Quarantänestation. Im Januar 1957 wurden sie dann zu den, damals noch vorhandenen, drei Grottenolmen in den Olmensee freigelassen.
Im Jahr 1978 wurde ein Zuchtbecken gebaut und bei dieser Gelegenheit stellte man fest, dass es sich bei den auffindbaren Olmen ausschließlich um Männchen handelte. 1985 wurden bei einer Säuberung des Olmensees 13 männliche Tiere herausgefangen, die vermutlich alle aus dem Import von 1956 stammen.
Im Januar 2015 wurde durch den französischen Grottenolm-Experten Olivier Guillaume eine erneute Geschlechtsbestimmung der Tiere vorgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass von 9 untersuchten Grottenolmen 5 trächtige Weibchen waren. 2020 entdeckte man bei einem Bestand von 7 Exemplaren 3 Männchen und bei einem der 4 Weibchen 4 befruchtete Eier im Eileiter.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermannsh%C3%B6hle_(Harz)
Teil 2: Vorgeschichte, erste Schritte.
Erste Begegnung mit der Hermannshöhle in Rübeland, Harz, hatte Cave Lighting ganz zu Beginn der Tätigkeit als Schauhöhlenbeleuchter. Nach dem Ausleuchten der Kalkberghöhle in Bad Segeberg, kam es 2008 zu einer Anfrage aus Rübeland. Man wollte einen Bereich der Hermannshöhle, Kristallkammer, mit akzentuierter LED-Beleuchtung anstatt Halogenleuchten ins Licht setzen. Damals hatte Cave Lighting für das Projekt nur die Leuchten geliefert. Die Installation hatte dann ein eigener Höhlenelektriker erledigt.
4 Jahre später kam dann eine neue Anfrage, einen Beleuchtungstest zu machen und ein Budget des gesamten Projektes zu kalkulieren. Mit der Hilfe der Höhlenforscher aus Gosslar und Rübeland hat Cave Lighting umfangreiche Tests in der Schauhöhle durchgeführt und erste Kalkulationen zu dem Projekt abgegeben.
Nach einer Ruhephase von 7 Jahren, bis 2019, sollte nun die Beleuchtung in der Kristallkammer erneuert werden. Man stellte fest, dass bei der Installation von 2008 dem Elektriker einige Fehler unterlaufen sind, denn die Installation war nicht wasserdicht. Innerhalb von 11 Jahren haben die Leuchten über die Kabel Wasser eingesaugt und wurden so von innen korrodiert. So kam es zu der Erneuerung der Beleuchtung in der Kristallkammer. Zudem wurde darauf geachtet, die Installation erweiterbar zu konstruieren, sodass bei späteren Erneuerungen der Anlage die bereits installierte Applikation in die neue Anlage eingebunden werden konnte.
Teil 3: Projekt und seine Schritte.
Drei Jahre später, Ende 2021, sind wir der Realisierung des Projektes nähergekommen. Die grobe Kostenschätzung des Gesamtprojektes war erneuert, die technischen Voraussetzungen waren aufgestellt und der Bauherr setzte die Planung des Projektes auf. Die erneuerte Aufgabe war aber so definiert, dass man die Installation in drei Schritten kalkulieren und planen sollte und das Projekt innerhalb von 2 – 3 Jahren Step – by – Step verwirklicht sein sollte. Ingenieurbüro HESA war mit der Planung des Projektes beauftragt und im Sommer 2022 kam es zu der Ausschreibung. Das Projekt wurde, wie bereits erwähnt, in drei Abschnitten ausgeschrieben:
- Bauabschnitt 1: Olmengrotte – Bienenkorb
- Bauabschnitt 2: Bienenkorb – Ausgang
- Bauabschnitt 3: Eingang - Olmengrotte
Begonnen haben wir im September 2022 mit dem 1. Bauabschnitt und haben diese Arbeiten bereits im Oktober abgeschlossen. Bei dem ersten Abschnitt handelte es sich um den hinteren Bereich der Schauhöhle, wo sich die schönsten Tropfsteine und der Gang in die Kristallkammer befinden. Mit dem installierten Abschnitt ging die Schauhöhle dann in die Winterpause.
Im Frühjahr 2023 hat die Betriebsleitung der Schauhöhle die Entscheidung getroffen, dass die Abschnitte 2 und 3 zusammen installiert werden sollten, am besten noch vor der Hochsaison 2023. Gesagt – getan. Im April 2023 startete Cave Lighting die Installationsarbeiten. Diese haben zwei Monaten gedauert. Man sollte bei der Installation darauf achten, dass die dort lebenden Grottenolme korrekt mit den zuschaltbaren roten Leuchten beleuchtet werden. Da die Besucher nicht immer die Grottenolme sehen können, wurde von uns noch zusätzlich ein Höhlenfernseher installiert und in das System integriert. Das Gerät zeigt dann eine, in einer Schleife laufenden, Videosequenz über Grottenolme und deren Leben in der Höhle.
Im Juni erfolgte die finale Programmierung und Abnahme der Anlage in der Schauhöhle durch den TÜV Nord. Seit Juli 2023 darf die Schauhöhle in einem ganz neuem Licht und Gewand von Tausenden von Touristen bewundert werden.
Teil 4: Realisierung und kundenspezifische Lösungen.
Was war technisch anders an der Anlage?
Da die Installation während COVID begonnen wurde, handelte es sich bei der Schauhöhle um eine Führungslose Schauhöhle. Die Besucher durften selbstständig durch die Schauhöhle spazieren gehen und die Höhle erkunden. Um das noch aufregender zu gestalten, sollte Cave Lighting eine Steuerung der Anlage über Mikrowellen Sensoren integrieren, sodass das Licht in den jeweiligen Bereichen nur dann eingeschaltet wird, wenn Besucher den Bereich betreten. Für die Zukunft sollte man aber auch die Möglichkeit haben, die Führung von Führungslos auf Geführt umzuschalten.
Daher hat man die Anlage mit einer Automatisierung, SPS + Netzwerk ausgestattet und mehrere Einstellungsmöglichkeiten eingebaut. Die Anlage besitzt aktuell folgende Modi: Nebensaison, Hauptsaison, Führungslos, Geführt, Service.
Einige technische Details der Anlage:
Leuchten Typ CL-LSQ2 |
3,5 Watt 250 Lumen |
367,00 Stück |
Leuchten Typ CL-LQP2 |
13 Watt 1200 Lumen |
11,00 Stück |
Leuchten Typ CL-LMT |
1 Watt 60 Lumen |
230,00 Stück |
Kontroller Typ CL-CN2 |
8 Kanal CaveLighting Protokol |
11,00 Stück |
Tastenkontroller Typ CL-CP2 |
8 Kanal 4 Tasten CaveLighting Protokol |
12,00 Stück |
Bewegungsmelder Typ CL-BMR |
Mikrowellen Sensor |
15,00 Stück |
Radioreceiver Typ CL-RR |
430 MHz Radio Receiver |
15,00 Stück |
Unterverteiler Typ UV- |
230 VAC/24VDC Verteiler |
2,00 Stück + 1,00 Tab |
Länge des Führungsweges |
Schauhöhle „Hermannshöhle“ |
658,00 Meter |
Cave Lighting Team
April 2024